Verleugnung und Lossprechung
Anlage B 3.a

 

Wiederholung

  1. Warum ist es für uns tröstlich, dass Jesus mit Petrus so viel Geduld hatte?
    weil wir hoffen dürfen, dass er auch mit u…. G……….. haben wird.
  2. Jesus war ganz Mensch, und so brauchte er auch die Gemeinschaft der Menschen. Wie zeigte sich das in Getsemani?
    Er hat die Jünger gebeten, mit ihm zu w……….. und zu b……………...
  3. Welche Möglichkeiten haben wir, seine Liebe zu erwidern?
    das vertrauensvolle G…………., den Besuch der hl. M…………… und die liebende Zuwendung zum N………………….
  4. Wenn wir zu Gott beten wollen, dürfen wir uns zunächst an Jesus Christus wenden. Warum ist das eine große Hilfe?
    weil Jesus M…………. war wie wir und uns deshalb so gut versteht.
  5. Jesus will aber nicht, dass wir bei ihm stehen bleiben. Er will uns zum Vater führen. Das sehen wir an dem Gebet, das er selbst uns gelehrt hat. Wie beginnt es?
    V………… u…………..

 

Text 10: Die Verleugnung

1. In der letzten Woche habe ich euch von der Ölbergstunde erzählt. Nun kommt der Teil des Berichts, der mir am schwersten fällt. Ihr werdet schon sehen, warum.
Es war gegen 1.00 Uhr in der Nacht, da kamen sie: die Herren von der Tempelpolizei. Als Verstärkung hatten sie römische Soldaten mitgebracht.
Jesus war nun ganz gefasst, er hatte die Angst überwunden. Er wirkte hoheitsvoll, sein Auftreten war wie früher voller Würde.

2. In mir glomm eine letzte Hoffnung auf: Vielleicht würde nun ein ganz großes Wunder geschehen, das hätte er doch wirken können. Sagen wir, dass sich plötzlich die Erde auftat und die ganze Mannschaft verschlang, oder dass er seine Engel zur Hilfe rief und die Rotte in wilder Flucht davonstürzte. Aber nichts dergleichen geschah, Jesus ließ sich widerstandslos festnehmen.

3. Nun entlud sich bei uns die Angst, die sich den ganzen Abend über in uns aufgestaut hatte. Wenn sie Jesus verhafteten, so würden sie auch uns verhaften und wir würden auf grauenvolle Weise sterben. Kann man es uns verübeln, dass wir im Schutz der Dunkelheit flohen?

4. Die Soldaten verfolgten uns nicht. Aber kaum war ich 100 m gelaufen, da überkam mich die Scham. Ich kam mir so unendlich schäbig vor, denn was hatte ich vor wenigen Stunden vorher gesagt? Herr, ich bin bereit, mit dir in den Tod zu gehen!
Jetzt hätte ich meine Beteuerung wahr machen können und mich mit ihm verhaften lassen müssen. Stattdessen war ich geflohen, genau so wie die anderen!
Ich blieb stehen und beobachtete, wie die Soldaten Jesus abführten. In einem Sicherheitsabstand folgte ich dem Trupp, um zu sehen, wohin sie Jesus brächten. Die Dunkelheit schützte mich.

5. Der Zug bewegte sich zum Haus des Hohenpriesters. Wenig später schlich ich mich in den Hof, der durch den flackernden Schein eines Feuers erhellt wurde. Zunächst hielt ich mich im Schatten verborgen, damit mich niemand erkannte. Aber die Nacht war kalt, ich begann zu frieren. Jerusalem liegt ja 800 m hoch, und im März können die Temperaturen sich der Frostgrenze nähern. Eigentlich wollte ich mein Versteck nicht aufgeben, aber schließlich lockte mich doch die Wärme des Feuers und ich setzte mich zu den Knechten des Hohenpriesters. Alles wartete auf den Prozess.

6. Plötzlich zeigte eine Magd auf mich und sagte: Der war auch mit ihm zusammen!
Nun stellt euch meine Lage vor: Es war klar, dass der Hohe Rat Jesus vernichten wollte. Die Pharisäer warfen ihm Gotteslästerung vor, und die Sadduzäer hassten ihn, weil er den Tempel angegriffen hatte. Hätte ich zugegeben, dass ich zu Jesus gehörte, dann wäre das mein sicherer Tod gewesen. So wusste ich mir nicht anders zu helfen und sagte: „Frau, was redest du, ich kenne ihn nicht!“

7. Und damit war es geschehen. Ich konnte nicht mehr zurück. Wisst ihr, wenn man einmal gelogen hat, dann verstrickt man sich in ein Lügennetz, aus dem man nicht mehr herauskommt. Dann muss man weiter und weiter lügen, um seine Glaubwürdigkeit zu retten, doch letztendlich gelingt es einem nicht.
So ging es auch mir. Ich wurde ein zweites und drittes Mal angesprochen, ich log ein zweites und drittes Mal und wurde schließlich laut. Ja, ich habe geflucht, weil man mir nicht glaubte.

8. Plötzlich durchfuhr mich ein eisiger Schreck: Ich sah mit Entsetzen, dass Jesus nicht weit von mir im Hof stand! Zwei Soldaten hatten ihn nach der ersten Verhandlung hierher gebracht, er war gefesselt und sie bewachten ihn. In diesem Augenblick krähte ein Hahn.
Hätte ich doch im Boden versinken können! Jesus musste gehört haben, was ich gesagt hatte, er war ja nicht weit von mir entfernt. Außerdem war ich in meinem Ärger laut geworden. Und wirklich: Er wendete sich um und blickte mich an. Er blickte mich an! Ein Blick, nicht streng, nicht strafend, nur maßlos traurig und enttäuscht, doch gerade das traf mich am meisten. Ich hatte in einer einzigen Stunde das Vertrauen zerstört, das in drei Jahren gewachsen war. Es war, wie wenn man einen Baum fällt: Das Wachsen dauert viele Jahre, das Fällen nur eine halbe Stunde.
Ja, Vertrauen ist das Kostbarste, was es gibt. Ich hatte es verspielt.

7. Wenig später wurde Jesus abgeführt. Und nun begann eine Gewissensqual, die ich euch nicht schildern kann. Schlagartig wurde mir klar, dass ich das Schlimmste getan hatte, was überhaupt möglich war, ich hatte ihn verraten.
Ich zermarterte mir mein Gehirn und fragte mich, wie es dazu kommen konnte, dass ich den verriet, dem ich wenige Stunden zuvor meine Treue geschworen hatte. Ich suchte nach Entschuldigungsgründen, aber ich fand keine. Es war Angst, schiere Angst und Feigheit, die mich in die Irre geführt hatten.

8. Das Schlimmste aber war: Es gab überhaupt keine Möglichkeit, diesen Vertrauensbruch wieder gut zu machen. Wie brannte es in mir, ihn um Verzeihung zu bitten! Ihm zu sagen, dass ich sein Vertrauen nie mehr, nie mehr missbrauchen würde! Aber es war zu spät: In wenigen Stunden würde er hingerichtet werden, ohne dass ich Gelegenheit gehabt hatte, ihn um Verzeihung zu bitten!

9. Hätte es doch einen Menschen gegeben, dem ich mein Elend hätte beichten können! Aber wer hätte das sein können? Es gab niemanden.
Ich stolperte wie betäubt aus dem Hof, lief durch die Dunkelheit, bis ich an die Stadtmauer gelangte. Dort stützte ich meinen Kopf gegen den kalten Stein und begann hemmungslos zu schluchzen.

 

Fragen zu Text 10

  1. Warum vergleicht Petrus die Lüge mit einem Netz, aus dem man nicht mehr herauskommt?
  2. Durch die Lüge wird das Kostbarste zerstört, das es unter Menschen gibt. Was ist es?
  3. Petrus hatte Jesus durch seinen Verrat tief verletzt, denn dieser Verrat traf Jesus unmittelbar.
    Unsere Sünden richten sich meistens nicht gegen Jesus und damit gegen Gott, unseren Vater, sondern gegen andere Menschen, z.B. wenn wir lügen, jemandem etwas neiden oder andere schlecht machen. Aber auch diese Sünden verletzen Gott, denn er ist ja der Vater aller Menschen. Es ist wie in der Familie: Wenn Geschwister sich streiten und dieser Streit in Boshaftigkeit ausartet, wer leidet dann mit?

 

Text 11: Die Lossprechung

10. Am Morgen hatte ich nicht die Kraft, Jesus auf seinem Kreuzweg zu begleiten. Nur Johannes und die Frauen standen schließlich unter dem Kreuz. Dann erfuhr ich, dass Judas sich umgebracht hatte, Judas, der Verräter.
Hatte ich den Herrn nicht auch verraten? Einen Moment lang blitzte es in mir auf: Mach es wie Judas, mach Schluss, es ist sowieso alles verloren! Aber irgendetwas hielt mich zurück. Ein letzter Schimmer von Hoffnung, dass Jesus mir vielleicht doch vergeben würde.

11. In den folgenden Stunden dachte ich viel darüber nach, was ich mit Jesus erlebt hatte. Immer wieder wollte mich die Verzweiflung überwältigen, aber dann erinnerte ich mich an so viele Situationen, in denen Jesus Sündern Barmherzigkeit erwiesen hatte. Schließlich fiel mir ein Wort ein, das er einmal den Pharisäern entgegengehalten hatte: Ich bin nicht gekommen, Gerechte zu berufen, sondern Sünder!

12. Das war es! Das war der rettende Gedanke! Wenn ein Sünder bereute, war er immer bereit gewesen zu vergeben. Am Tag nach der Kreuzigung traf ich Johannes. Er erzählte mir, dass Jesus sogar dem Verbrecher vergeben hatte, der neben ihm gekreuzigt worden war. Ganz allmählich legte sich der Aufruhr meiner Seele.

13. Und dann kam der Tag der Lossprechung. Ich hatte sie ersehnt, aber nicht für möglich gehalten. Jesus war doch tot, ein Gespräch mit ihm war nicht mehr möglich.
Aber wie so oft findet Gott Lösungen, auf die der Mensch nicht kommt!
Am Morgen des dritten Tages nach seinem Tod sagten uns die Frauen: Jesus ist auferstanden! Er lebt! Und dann erschien er uns selber.

14. Als er vor mir stand, war ich so überwältigt, so froh, so unglaublich glücklich, dass ich im Augenblick gar nicht mehr an meine Verfehlung dachte.
Aber dann brachte mich Jesus selbst darauf. Nun ratet mal, wie er das machte!
Ihr müsst bedenken: Er hätte mich vor den anderen bloßstellen können. Er hätte sich über meine Treulosigkeit beklagen können. Er hätte mir schwere Vorwürfe machen können – nichts davon! Jesus war nicht der Mensch, der sich beleidigt zeigte, dazu war er viel zu groß und edel.

15. Nein, Er tat es in seiner vornehmen Weise, indirekt, wenn auch deutlich genug. Er fragte mich: Simon, liebst du mich mehr als diese?
Was für eine Frage! Welch unerwartete Möglichkeit, alles wieder gut zu machen! Und ich sagte – nein, es brach aus mir heraus: Ja, Herr, ja! Du weißt doch, dass ich dich liebe!

16. War nun alles wieder gut? Nein, so leicht machte Jesus es mir nicht. Er wiederholte dieselbe Frage, und er wiederholte sie noch einmal. Es war eine kurze, aber sehr strenge Prüfung, ein kleines Fegefeuer – er wollte das Schwache und Böse ganz und gar aus mir herausbrennen. Aber wie immer wollte er nur mein Bestes.

17. Als er mich zum dritten Mal fragte, war ich schon fast verzweifelt, denn es schien, als glaube er mir nicht. Ich sagte: Herr, du weißt alles, du weißt auch, dass ich dich liebe! Und dann kam das Unglaubliche: Er übertrug mir erneut die Leitung seiner Kirche! Weide meine Schafe! sagte er. Das alte Bild vom Hirten, der aufopferungsvoll für seine Herde sorgt, der sogar bereit ist, für seine Herde in den Tod zu gehen. Es war das Bild, mit dem er seine eigene Sendung veranschaulicht hatte: der gute Hirte.

18. Und das übertrug er nun mir, der ihn verleugnet hatte! Es war unglaublich!
Welche Freude, welch ungeheure Freude und Dankbarkeit durchströmte mich! Er hatte mir vergeben! So schrecklich meine Niedergeschlagenheit war, nachdem ich ihn verleugnet hatte, so jubelte jetzt mein Herz, nachdem er mich von der Schuld befreit hatte!

19. Begreift ihr nun, dass ich bereit bin, für Jesus zu sterben? Und sollte es so kommen, dass wir hier in Rom in Lebensgefahr geraten, dann lasst uns zusammenhalten im Namen Jesu. Lasst uns den Glauben bewahren, das ist das Wichtigste! Lasst uns den Glauben bewahren an Jesus Christus, der uns unendlich liebt und sein Leben für uns hingegeben hat!

20. Aber nun lasst uns alle gemeinsam danken mit den Worten des Psalms 92 für die unendliche Vergebungsbereitschaft Gottes:

Wie schön ist es, dem Herrn zu danken,
deinem Namen, du Höchster, zu singen,

am Morgen deine Huld zu verkünden
und in den Nächten deine Treue.

Denn du hast mich durch deine Taten froh gemacht.
Herr, ich will jubeln über die Werke deiner Hände!

 

Fragen zu Text 10 und 11

In diesem Kapitel erzählt der Apostel Petrus von seiner Schuld, Reue und der Vergebung durch Jesus. Im Ablauf der Ereignisse können wir wesentliche Elemente der Beichte entdecken. Die Zahlen in Klammern zeigen Dir die Stellen im Text, an denen die Antwort steht.

  • Gewissenserforschung: Mit welcher Frage quälte sich Petrus nach seinem Verrat? (10.7)
  • Reue: Wo wird deutlich, wie tief Petrus seine Tat bereute? (10.9)
  • Vorsatz: Was hätte Petrus Jesus versprochen, wenn er ihn noch hätte erreichen können? (10.8)
  • Schuldbekenntnis: Ein ausdrückliches Schuldbekenntnis ersparte Jesus ihm. Stattdessen stellte er ihm eine Frage. Welche Frage war das? (11.15)
  • Buße:
    • Warum stellte Jesus dieselbe Frage ausgerechnet drei Mal?
    • Als Jesus seine Frage zum dritten Mal stellte, war Petrus fast verzweifelt. Warum?
    • Wie erklärte sich Petrus das kleine Fegefeuer, das der Herr ihm zumutete? (11.16)
  • Lossprechung:
    • Warum war es sehr erstaunlich, dass Jesus ausgerechnet Petrus mit der Leitung der Kirche beauftragte?
    • Und was war nun mit der schweren Schuld, die Petrus auf sich geladen hatte?
  • Warum wäre Petrus unendlich dankbar gewesen, wenn er nach der Verleugnung einen Beichtvater gehabt hätte - so wie wir?

zum Thema Vergebung

  1. Was empfand Petrus, als der Herr ihm seine Schuld vergeben hatte? (11.16)
  2. Im Vaterunser nennt Jesus außer der Reue noch eine zweite Bedingung für die Vergebung. Wie lautet sie?

 

Zusammenfassung

  1. Warum vergleicht Petrus die Lüge mit einem Netz, aus dem man nicht mehr herauskommt?
  2. Durch die Lüge wird das Kostbarste zerstört, das es unter Menschen gibt. Was ist es?
  3. Petrus hatte Jesus durch seinen Verrat tief verletzt, denn dieser Verrat traf Jesus unmittelbar.
    Unsere Sünden richten sich meistens nicht gegen Jesus und damit gegen Gott, unseren Vater, sondern gegen andere Menschen, z.B. wenn wir lügen, jemandem etwas neiden oder andere schlecht machen. Aber auch diese Sünden verletzen Gott. Es ist wie in der Familie: Wenn Geschwister sich streiten und dieser Streit in Boshaftigkeit ausartet, wer leidet dann mit?
  4. Zur Beichte gehören fünf wesentliche Elemente. Nenne sie noch einmal!
  5. Unter welchen beiden Voraussetzungen ist Jesus immer bereit, auch die größten Sünden zu verzeihen?