9. Die Bänke - Gebetshaltungen

Einführung

 

Im Kommunionunterricht werden in der Regel auch die Gebetshaltungen besprochen. Hier geht es darum, ausgehend von der Form der Kirchenbank ein Gespräch in der Familie anzuregen.

 

Das Knien

Das Knien als Gebetshaltung hat sich erst im 13. Jahrhundert im germanischen Raum durchgesetzt und stammt ursprünglich aus dem Rittertum, weswegen es von manchen Autoren als dem mündigen Christen nicht mehr entsprechend abgelehnt wird.

Andererseits ist das Knien in der Hl. Schrift bezeugt, am deutlichsten im Philipperbrief:

... damit alle im Himmel und auf der Erde und unter der Erde ihre Knie beugen vor dem Namen Jesu und jeder Mund bekennt: Jesus Christus ist der Herr – zur Ehre Gottes des Vaters. (Phil 2,10f)  (weitere Zeugnisse siehe Q 1)

Auch in psychologischer Hinsicht ist es eine ausgesprochen ausdrucksstarke Gebetshaltung: Im Knien wird die Kleinheit des Menschen vor Gott sinnenfällig. (vgl. A 1)

Im ersten christlichen Jahrtausend war die Gebetshaltung der Ehrfurcht auch während der Wandlung das Stehen. Der hl. Augustinus verbietet sogar das Knien während der Osterzeit, weil das Stehen für ihn die Haltung des auferstandenen Menschen ist.

In unseren Pfarrgemeinden ist die Gebetshaltung der Ehrfurcht in der Regel das Knien. Welche Haltung angemessen ist, muss m.E. mit Rücksicht auf die jeweilige Gemeinschaft  entschieden werden. Wo es üblich ist zu knien, nehmen einzelne Stehende den hinter ihnen Knienden schlicht die Sicht weg. Wenn man dagegen die Eucharistie in einer Gemeinschaft feiert, die das Stehen bevorzugt, wäre es rücksichtsvoll sich anzupassen.

 

Das Stehen

 hat zwei Bedeutungen:

  1. Es ist die Haltung des Respekts und der Ehrfurcht. In der Thronvision des Hl. Johannes heißt es: Und alle Engel standen rings um den Thron, um die Ältesten und die vier Lebewesen. (Off 7,11) Wir stehen während des Evangeliums und drücken so die Ehrfurcht vor dem Wort Jesu aus.
  2. Das Stehen ist aber auch die Haltung der Bereitschaft. Wer steht, kann sofort losgehen. Wir stehen beim Credo und bekunden damit den Willen, unseren Glauben zu bekennen.

 

Die Orantenhaltung

 Sie stammt aus der frühen Kirche und ist bereits in den Katakomben dargestellt. (Q 2)

Ursprünglich ist sie die Geste des Bettlers (Q 3), woran das Wort der Heiligen Theresia von Lisieux erinnert: „Am Abend dieses Lebens werde ich mit leeren Händen vor Dir stehen...“ (aus dem Weiheakt an die barmherzige Liebe Gottes) (Q 4)

Der Priester betet mit ausgebreiteten Armen beim Tagesgebet, Gabengebet und Schlussgebet, während der Präfation und während des Hochgebets. Ihm schließen sich heute auch manche Gläubige und Klöster beim Vaterunser an.

 

Das Sitzen

In der Eucharistiefeier sitzen wir bei der Lesung und während der Predigt. Es ist die Haltung des aufmerksamen Hörens auf das Wort Gottes. Unser Kind wird sicher verstehen, warum das Sitzen mit verschränkten Armen und übergeschlagenen Beinen im Gottesdienst nicht angemessen ist.

 

Anmerkung

 (A 1) In einer Sentenz der Wüstenväter heißt es, „dass der Teufel von Gott gezwungen wurde, sich einem gewissen Abt Apollon zu zeigen – schwarz, hässlich  anzusehen mit erschreckend mageren Gliedern, und vor allem: Er hatte keine Knie.“ (Q 7)

 

Quellen

(Q 1) Jes 45,23; 2 Chr 6,14; Esra 9,5; Apg 9,40 (Petrus); 20,36 (Paulus); 21,5 (die ganze christliche Gemeinde);

(Q 2) Bilder zu Orantenhaltung bei Google

(Q 3) Wikipedia

(Q 4)  Theresia von Liseux

(Q 7) J. Ratzinger, Der Geist der Liturgie, S. 166