24. Dreifache Wandlung

Einführung

 

Zum Begriff „Dreifache Wandlung“

Der Glaube an die Wandlung von Brot und Wein in den Leib und das Blut Jesu Christi bleibt unvollständig, wenn er vernachlässigt, wozu Jesus Christus dieses Sakrament eingesetzt hat. Christus will ja durch die eucharistischen Gaben uns, die Empfänger, wandeln. Wenn wir es zulassen, dass seine Gnade in uns wirksam wird, dann werden auch die Menschen in unserer Umgebung die Kraft spüren, die nicht aus uns selbst kommt. Wenn das geschieht, dann kann sich an ihnen die Wandlung im dritten Sinn vollziehen.

Zu dieser Wandlung im dritten Sinn sagt M. Kunzler: „Alle Glieder der Kirche, alle Getauften und Gefirmten (sind) mit der Umgestaltung der Welt beauftragt, die darin besteht, sie mit einzubringen in die eucharistische, verwandelnde Beziehung zum dreifaltigen Gott.“ (Q 1)

Wandlung entspricht hier dem, was die Heilige Schrift Umkehr, Bekehrung nennt, denn darum geht es: um die Abkehr von allem, was uns hindert zu Gott, und die Hinkehr zu allem, was uns hinführt zu Gott.

Der Apostel Paulus drückt es so aus:

Gleicht euch nicht dieser Welt an, sondern wandelt euch und erneuert euer Denken! (Röm 12,2)

 Legt den alten Menschen ab, der in Verblendung und Begierde zugrunde geht, ändert euer früheres Leben und erneuert euren Geist und Sinn! Zieht den neuen Menschen an, der nach dem Bild Gottes geschaffen ist in wahrer Gerechtigkeit und Heiligkeit! (Eph 4,22ff)

Ihr seid zu einem neuen Menschen geworden... Darum bekleidet euch mit aufrichtigem Erbarmen, mit Güte, Demut, Milde und Geduld! (Kol 3,10ff)

Wir gehen in zwei Schritten vor:

Das Rollenspiel „André Frossard“ soll deutlich machen, wie die Begegnung mit Jesus Christus einen Menschen von Grund auf verändern kann.

Die Biographie „Don Bosco“ soll deutlich machen, wie ein Mensch, der selber verwandelt ist, andere Menschen verwandeln kann.

Die Biographie ist zum Vorlesen gedacht. Da sie sehr lang ist, kann man sich zunächst auf  den ersten Teil beschränken und den zweiten für einen späteren Zeitpunkt aufheben.

Ein Wort zur Verteidigung:

Man kann gegen den hier gewählten Ansatz einen schwerwiegenden Einwand machen:

Ist es nicht sehr problematisch, solch außergewöhnliche Gestalten wie André Frossard und Don Bosco vor Augen zu stellen, deren Beispiel unerreichbar ist und deshalb eher entmutigend wirken könnte? Wird dabei nicht suggeriert, Heilige seien vollkommene Menschen, die man nur verehren, aber nicht nachahmen kann? Besteht nicht die Wahrheit des Evangeliums gerade umgekehrt darin, dass die Fehlbarkeit aller Menschen uns radikal auf die Gnade Jesu Christi verweist?

Dieser Einwand muss ernst genommen werden, und deshalb müssen die Beispiele außergewöhnlicher Berufung durch den Aspekt ergänzt werden, den Jesus in die Worte gekleidet hat: „Ihr (d.h. ein jeder von euch) seid das Licht der Welt!“ Wir sind aber nicht das Licht der Welt, weil ein jeder von uns außergewöhnliche Taten vollbringt, sondern weil Er, Jesus Christus, unser Licht ist. Die Ergänzung dieses Aspekts wird in Kapitel 27 den Abschluss des Kurses bilden.

Auf der anderen Seite darf aber m.E. auf das Vorbild außergewöhnlicher Menschen auch nicht verzichtet werden. Denn es ist ja ebenso wahr, was Papst Benedikt XVI. beim Weltjugendtag in Köln inhaltlich etwa so formuliert hat:

In der Geschichte kommen die wahren Reformen von den Heiligen. Nur von den Heiligen, nur von Gott selbst kommt die echte Revolution, die entscheidende Umwandlung der Welt.

Genau das ist es, was in diesem Kapitel mit der Wandlung im dritten Sinn gemeint ist.

Es muss also ein Gleichgewicht hergestellt werden zwischen dem Vorbild außergewöhnlicher Menschen einerseits und der Ermutigung für einen jeden von uns, die aus dem Vertrauen auf die Gnade Jesu Christi kommt.