14. Ambo, Altar und Kreuz

Einführung

 

1. Der Altar

Regeln für den Altar nach den Bestimmungen der Liturgiereform von 1968:

  1. Er sollte die Grundgestalt des Tisches haben.
  2. Er sollte freistehend sein, wegen der Zelebrationsrichtung zum Volk und damit er umschritten und inzensiert (beweihräuchert) werden kann.
  3. Der Altar sollte aus Stein bestehen. Für diese Anweisung gibt es mehrere Begründungen:
    1. Der Altar ist nicht nur Tisch des Mahles, sondern auch Opferstätte, allerdings in einem ganz anderen Sinn als bei allen anderer Religionen. Genaueres zum Opfercharakter der hl. Messe siehe in den Kapiteln 18ff.
    2. In der Auseinandersetzung mit den Schriftgelehrten bezieht Jesus ein Wort des alttestamentlichen Psalms 118 auf sich:
      Habt ihr nicht das Schriftwort gelesen: Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, er ist zu Eckstein geworden? (Mk 12,10)
    3. Der eigentliche Altar des NT ist das Kreuz Christi, an dem er sein Leben dahingab. Der Altar aus Stein kann ein Hinweis sein  auf den Felsen von Golgotha, auf dem das Kreuz stand. (vgl. Q 1)

Alle drei Deutungen erscheinen mir für ein Kind von 8 bzw. 9 Jahren zu schwierig. Wir versuchen deshalb den Zugang zu dieser Symbolik durch eine Betrachtung der Pala d´oro des Aachener Doms (s.u.).

Von allen drei Regeln gibt es aber Ausnahmen:

  1. Form des Tisches: Neben dem Tischaltar gibt es in historischen Kirchen andere Altarformen. (Q 2)
  2. freistehend: Oft ist ein freistehender Altar nicht möglich, z.B. in kleinen Kapellen.
  3. aus Stein: In Afrika, Asien und Lateinamerika gibt es nicht überall reguläre Kirchen. Eine würdige Eucharistiefeier kann auch unter einem Palmdach an einem einfachen Tisch gefeiert werden.

 

Unterschiedliche Auffassungen

Die christlichen Konfessionen unterscheiden sich in der Auffassung vom Wesen des Gottesdienstes. Das hat Auswirkungen auch auf das Material und die Form des Altares:

In den lutherischen Kirchen ist der Stein als Material nicht vorgeschrieben, da nach ihrem Verständnis der Altar keine Opferstätte ist. Er ist (nur) der Tisch für das Abendmahl.

Da in der heutigen Praxis die Auslegung des Wortes Gottes in der Predigt vorrangig ist, rückt die Kanzel ins Zentrum. Doch behält auch der Altar seine Bedeutung für die Abendmahlsfeier, die in den meisten Kirchen alle vier Wochen an den Predigtgottesdienst angehängt wird. Er ist deshalb in der Regel feststehend.

In reformierten Kirchen tritt dagegen die Verkündigung des Wortes Gottes so in den Vordergrund, dass der Altar noch mehr an Bedeutung verliert. Er wird zum transportablen, einfachen Tisch für das Abendmahl.

Die zentrale Bedeutung des Altares für die katholische Kirche wird u.a. deutlich in der Altarweihe, die in den anderen Konfessionen unbekannt ist (zu den Einzelheiten s. A 1).

Der Altar gilt als Symbol Jesu Christi selbst. Deshalb ehrt der Priester ihn nach dem Einzug in die Kirche mit einer tiefen Verbeugung und dem Altarkuss, und in feierlichen Messen wird er umschritten und inzensiert.

 

Was gehört unverzichtbar zum Altar?

Im Lauf der Kirchengeschichte ist ein Reichtum an Formen und Ausstattungen entstanden, der wertvoll, aber verzichtbar ist. Zu den verzichtbaren Elementen gehören z.B. die gewaltigen Altaraufbauten der Barockzeit.

Was aber ist so wesentlich, dass es unverzichtbar zum Altar gehört, auch in einer Palmhütte?

  • ein einfaches, weißes Altartuch als Tischtuch für das Herrenmahl
  • das Korporale, ein weißes, quadratisches Tuch aus gestärktem Leinen als Unterlage für Hostienschale und Kelch. Es ist ein Zeichen der Ehrfurcht vor dem gewandelten Brot, denn es soll verhindern, dass bei der Brechung des Brotes Partikel verloren gehen.
  • Kreuz und Leuchter

Die zentrale Bedeutung des Altares wird architektonisch hervorgehoben durch die erhöhte Altarinsel, zu welcher der Priester über zwei oder mehr Stufen hinaufsteigt, um die Hl. Messe zu feiern. (A 2)

 

2. Das Kreuz

Es ist der ausdrückliche Wunsch von Papst Benedikt, dass sich auf oder über dem Altar ein Kreuz befindet. So soll unmissverständlich deutlich werden, wer der Mittelpunkt der Eucharistiefeier ist. Dabei ist ein romanisches Triumphkreuz dem gotischen Leidenskreuz vorzuziehen, weil in der Eucharistiefeier das Gedächtnis des Todes Jesu ganz im Glanz der Auferstehung steht.

 

3. Der Ambo – der Tisch des Wortes

Links vom Altar, im Vordergrund der Altarinsel, steht der Ambo, das Lesepult, für die Verlesung der Heiligen Texte.

Auch der Ambo soll kein tragbares Lesepult sein, „sondern gemäß der Würde des an ihm verkündeten Gotteswortes ein fester liturgischer Ort mit entsprechender architektonischer bzw. künstlerischer Gestaltung.“ (Q 3).

Hier findet die Hochschätzung der Hl. Schrift ihren architektonischen Ausdruck. Sie ist (auch) eine Frucht der Ökumenischen Bewegung des 20. Jahrhunderts, bei der beide Kirchen voneinander gelernt haben. Während z.B. die lutherische Kirche die Bedeutung der Zeichen (z.B. Stola) neu erkannt hat, hat die katholische Kirche die Bedeutung der Hl. Schrift für das Leben der Gläubigen neu entdeckt.

So haben nun Altar und Ambo, der Tisch des Herrn, auf dem das Kreuzesopfer unter sakramentalen Zeichen gegenwärtig wird, und der Tisch des Wortes nebeneinander ihren Platz auf der Altarinsel.

 

Anmerkungen

(A 1) In einem feierlichen Pontifikalamt erfolgt die Weihe unter folgenden Riten:

  • Beisetzung von Reliquien
  • spezielles Weihegebet
  • Salbung mit Chrisam
  • Entzünden von Weihrauch auf dem Altar

 (A 2) In manchen Kirchen wird der Altar zusätzlich hervorgehoben

  • durch einen Baldachin (auch Ziborium genannt) nach dem Vorbild des Petersdomes in Rom: ein Dach, getragen von vier Säulen
  • durch ein Antependium: kostbare Platten an der Vorderseite des Altars. Ein hervorragendes Beispiel bietet der Aachener Dom. (Q 4)

 

Quellen

(Q 1) Egon Kapellari, Heilige Zeichen  in Liturgie und Alltag, Katholisches Bibelwerk Stuttgart .J., S. 48f

(Q 2) Wikipedia

(Q 3) M. Kunzler I, S. 156