8. Das Weihwasserbecken - Das Bekenntnis zum Dreifaltigen Gott

Einführung

 

Das Weihwasserbecken besteht bisweilen nur aus einer kleinen Metallschale. Meistens, besonders in älteren Kirchen, ist es aber aus Stein. Das ist besonders sinnvoll, denn so wird die Verwandtschaft mit dem Taufbecken deutlich. Wenn wir uns beim Eintritt in die Kirche mit Weihwasser bekreuzigen, vollziehen wir ja einen Ritus der Tauferneuerung. So wie der Priester oder Diakon bei der feierlichen Taufe den Namen des dreifaltigen Gottes anruft, so tut es der Gläubige, der sich mit Weihwasser bekreuzigt. Deshalb wird das Weihwasser vom Taufwasser genommen, das in der Osternacht geweiht wird.

Unsere Kinder haben je nach Wohngebiet in der Schule muslimische Klassenkameraden.

Nach Ansicht gläubiger Muslime ist das christliche Bekenntnis zum Dreifaltigen Gott Blasphemie. (A 1) Da es sich hier auch für uns Christen um ein unbegreifliches Glaubensgeheimnis handelt, sollten wir uns im interreligiösen Dialog auf zwei Argumente beschränken:

  1. Auch wir glauben nur an einen einzigen Gott und nicht an drei Götter.
  2. Gott ist auch aus muslimischer Sicht so groß, dass Menschen ihn nicht begreifen können.

Was unsere Kinder betrifft, so können auch sie schon ihren muslimischen Mitschülern mit dem Beispiel von den drei Flammen zeigen, dass es nicht unvernünftig ist, an eine Dreiheit in der Einheit zu glauben.

Es gibt Religionspädagogen, die eine Konfrontation von Kindern mit dem Glaubensgeheimnis der Dreifaltigkeit für eine Überforderung halten. Dagegen ist zu sagen:

Jedes muslimische Kind kennt den Hauptartikel seines Glaubens „Es gibt nur einen Gott“. So sollten auch unsere Kinder das zentrale Geheimnis unseres Glaubens kennen, denn es ist möglich, einen kindgemäßen Zugang zu finden.

 

Anmerkung

Im Koran werden die Christen einerseits als Anhänger einer „Buchreligion“ von den polytheistischen Religionen unterschieden, und die Scharia gewährt ihnen Kultusfreiheit, andererseits werden sie als Ungläubige scharf verurteilt:

Sure 5,73: Ungläubig sind diejenigen, die sagen: „Gott ist der Dritte von dreien“, wo es doch keinen Gott gibt außer einem einzigen Gott. Wenn sie mit dem, was sie sagen, nicht aufhören,  wird diejenigen von ihnen, die ungläubig sind, eine schmerzhafte Pein treffen.

Vers 116 derselben Sure lautet:

O Jesus, Sohn Marias, warst du es, der zu den Menschen sagte: Nehmt euch neben Gott mich und meine Mutter zu Göttern?...

Diese Trinitätsvorstellung – Gott als Vater, Maria als Mutter und Jesus als Sohn – entspricht einem biologischen Zeugungsbegriff, gegen den der Koran in Sure 112,3 protestiert:

Er hat nicht gezeugt, und Er ist nicht gezeugt worden.

Der interreligiöse Dialog kann deutlich machen, dass diese Aussagen die christliche Trinitätsvorstellung nicht treffen:

  1. Maria, die Mutter Jesu, ist nicht Teil der Trinität. Die Frage, wie sich die Aussagen des Koran erklären, ist leicht beantwortbar: Sie richten sich gegen christlichen Sekten, die zur Entstehungszeit des Islam in Arabien eben diese irrige Vorstellung von der Dreifaltigkeit Gottes vertraten.
  2. Im Großen Glaubensbekenntnis heißt es vom Sohn: „gezeugt, nicht geschaffen“. Der Begriff „gezeugt“ ist von den Konzilsvätern in Nicaea (325 n. Chr.) gewählt worden, um das Verhältnis des Sohnes zum Vater zu beschreiben. Dabei waren sie sich bewusst, dass es kein menschliches Wort gibt, welches dieses Glaubensgeheimnis adäquat beschriben könnte. Deshalb ist auch ein biologisches Verständnis abwegig. „gezeugt“ ist der (ohnmächtige) Versuch, die Wesensgleichheit auszusagen. Diese Intention geht eindeutig hervor aus dem folgenden Begriff: „nicht geschaffen“. 

Unsere muslimischen Gesprächspartner könnten allerdings einwenden, dass es im Glaubensbekenntnis von Jesus Christus heißt: Er sitzet zur Rechten des Vaters. Und etwas später:  Ich glaube an den Heiligen Geist…der vom Vater und vom Sohn ausgeht…

Ist hier nicht der klare Beweis erbracht, dass es sich doch um drei Götter handelt?

Dazu ist zu sagen, dass menschliche Vorstellungen vor der Größe und dem Geheimnis Gottes kapitulieren müssen. „Atheismus, religiöser Fundamentalismus und leichtgläubiger religiöser Enthusiasmus sind sich auffallend ähnlich in dem, wie schell sie fertig sind mit dem Geheimnis, das wir Gott nennen.“ (Q 1)

Der große Denker Nikolaus von Cues (1401 bis 1464) hat immerhin einen Weg gewiesen, wie wir zumindest bis zur Schwelle des Geheimnisses gelangen können: Als einen Aspekt des Wesens Gottes bezeichnet er die coincidentia oppositorum - das Zusammenfallen scheinbar unvereinbarer Gegensätze.

Wir sind immer wieder versucht, die Fähigkeiten unseres diskursiven Denkens zu überschätzen: einen komplexen Sachverhalt zu ergründen, indem man von einem Aspekt zum nächsten fortschreitet. Aber so ist Gottes Einheit nicht zu erfassen. Und so stimmen wir mit unseren muslimischen Gesprächspartnern völlig überein, wenn für sie die TAUHID, die Einheit Gottes, das höchste Glaubensgeheimnis ist. Nur ist es nach biblischer Offenbarung eine Einheit in Dreiheit - coincidentia oppositorum - Zusammenfall der Gegensätze.

 

Quellen

(Q 1) Tomas Halik, Geduld mit Gott, Herder, 5. Auflage 2012, S. 9