3. Die Glocken

Einführung

 

Seit einigen Jahren ist das Läuten in Deutschland keine Selbstverständlichkeit mehr. Mehrere Gerichtsprozesse mussten sich damit befassen, weil Anwohner wegen unzumutbarer Lärmbelästigung geklagt hatten. (Q 1) Das Ergebnis: Weil die Kirchen Körperschaften öffentlichen Rechts sind, fällt das sakrale Läuten, also zu Gottesdiensten, unter den Schutz der Religionsfreiheit, falls es eine bestimmte Dezibel-Grenze nicht überschreitet. Das nicht sakrale Läuten (Stundenschlag) wird gewertet wie jede andere Lärmbelästigung auch. (Q 2)

Das Glockenläuten ist also (noch?) juristisch geschützt. Aber da hier und da die Forderung laut wird, das Glockenläuten überhaupt abzuschaffen, ist es angebracht, im Familiengespräch die Frage nach dem Sinn zu stellen. Drei Gesichtspunkte bieten sich an:

  1. Die Glocken erinnern uns daran, dass Jesus Christus selbst uns ausdrücklich zum Gottesdienst einlädt. da er im Abendmahlssaal zu seinen Jüngern gesagt hat: Tut dies zu meinem Gedächtnis! (Lk 22,19)
  2. Durch die Glocken spricht Christus zu uns: Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen. (Mt 18.20) Wir dürfen also gewiss sein, dass er unter uns ist, wenn wir uns versammeln.
  3. Die Glocken sagen: Kommt zusammen zum Gebet, schließt euch der Gemeinschaft der Gläubigen an! Glauben kann man nicht allein. Die Gemeinschaft stützt und ermutigt Euch! In der Gemeinschaft erfahrt ihr die Gegenwart Jesu Christi.

Ganz intensiv wird der Gemeinschaftscharakter erfahren bei außergewöhnlichen Anlässen wie Katholikentagen und Weltjugendtagen. Umgekehrt trägt das Wegbleiben von Gemeindegliedern beim Sonntagsgottesdienst zur Verunsicherung der Treugebliebenen bei.

Hinzu kommt der hohe Wert der guten Gewohnheit. Die Regelmäßigkeit des Messbesuchs entscheidet vielleicht später nach einer Phase der Abständigkeit darüber, ob der Anschluss an die Kirche wiedergefunden wird, wenn sich nämlich die Erkenntnis durchsetzt, dass der Sonntag ohne die Heiligung durch die Eucharistiefeier leer und inhaltslos ist.

Weil die Glocken eine so große Bedeutung haben, werden sie vor der Einsetzung in den Turm geweiht. Dabei betet der Priester den Psalm 150:

Halleluja! Lobet Gott in seinem Heiligtum, lobt ihn in seiner mächtigen Feste!...
Alles, was atmet, lobe den Herrn!

Die emotionale Bedeutung der Glocken für die Gemeinde zeigt sich darin, dass sie bei der Weihe Namen bekommen. Oft werden sie auch mit Inschriften versehen.

Anlässe, zu denen die Glocken läuten, sind: Hl. Messe, Taufe, Tod (nur noch auf dem Lande), Angelus, Einläuten der Hochfeste.

Das Angelus-Läuten verdanken wir den Muslimen.Die Kreuzfahrer waren beeindruckt vom Ritualgebet der Muslime, zu dem der Muezzin rief. Sie übernahmen die Form und füllten sie mit christlichem Inhalt. Seitdem fordert uns die Glocke dreimal am Tag auf, im Gebet des Wunders der Menschwerdung Gottes zu gedenken.

Quellen

(Q 1) z.B. Bundesverwaltungsgericht NJW 1994, 956; Landgericht Arnsberg, Urteil vom 24.06.2008

(Q 2) Verschiedene Informationen zum Glockengeläut: Link1 und Link2