11. Das „Gotteslob“, das Kirchenjahr und die liturgischen Farben
Leitfaden

 

Diese Seite bezieht sich auf das neue Gotteslob. Eine Version für das bisherige Gotteslob finden Sie hier.

 

Vorbereitungen

Wir legen bereit:

  • Jahreskalender
  • Gesangbücher, für das Kommunionkind ggf. ein neues Gotteslob
  • Buntstifte

Wir schauen nach im neuen Gotteslob, ob es Lieder gibt, die sowohl im Stammteil als auch im Diözesanteil vertreten sind als Vorbereitung zu „Fragen für das Familiengespräch Nr. 8.

 

Gebet zu Beginn

Komm, Schpfer Geist, kehr bei uns ein,
besuch das Herz der Kinder dein:
Die deine Macht erschaffen hat,
erflle nun mit deiner Gnad!

 

Wiederholung

  1. Singen kann man aus Begeisterung oder weil Singen in der Gemeinschaft einfach schön ist.
    Welcher entscheidende Grund kommt aber in der Kirche hinzu?
    Wir singen zum L .............  G ...........................
  2. Was bedeutet: der dich auf Adelers Fittichen sicher geführet?
    Wie der Adler seine Jungen auf den Flügeln emporträgt, so tr............. uns Gott.

 

Fragen für das Familiengespräch

Wir erklären:

Im Kirchenjahr begleiten wir Jesus Christus durch sein Leben, Sterben und Auferstehen:

Ob unser Kind einige der folgenden Gleichsetzungen vornehmen kann?

Weihnachten: Jesu Geburt /  Gründonnerstag: Einsetzung der Eucharistie, Gang nach Gethsemani und Verhaftung Jesu  /  Karfreitag: Prozess und Tod / Ostern: Auferstehung /  Christi Himmelfahrt: Rückkehr zum Vater / Pfingstfest: Sendung des Hl. Geistes / Fronleichnam: Einsetzung der Eucharistie

  1. Advent
    1. Wir schlagen auf: GL 218 Macht hoch die Tür.
    2. Unser Kind liest die erste Liedzeile vor und nennt die Zeit des Kirchenjahres, zu der das Lied gehört.
      Falls die Zuordnung Schwierigkeiten bereitet: Schau mal ganz oben auf die Seite!
    3. Wir erklären, dass Lieder mit einem kleinen „ö“ unter der Liednummer evangelischen und katholischen Christen gemeinsam sind und dass die Buchstaben T und M unter dem Lied Text(dichter) und Melodie(komponist) bedeuten.
      Der Text dieses Liedes stammt von dem evangelischen Pastor Georg Weissel (1590 – 1635), der es nach dem Vorbild des 24. Psalms gedichtet hat.
    4. Wir erklären, dass die Farbe des Messgewandes in dieser Zeit violett ist und dass violett  die Farbe der Buße ist.
      Was ist Buße? Buße ist die Erkenntnis der eigenen Schuld und der feste Vorsatz, einen neuen Anfang zu machen. „Das violett der Buße beinhaltet das Blau der Sehnsucht, der Sehnsucht nach einem besseren, geglückten Leben.“ (Q 2) (Mehr dazu im Kapitel 16.)
    5. Unser Kind färbt auf dem Jahreskalender die Adventszeit violett. Wir weisen darauf hin, dass mit dem Advent das Kirchenjahr beginnt – im Gegensatz zum bürgerlichen Jahr -  wieder ein Unterschied zu unserem säkularen Umfeld.
  2. Weihnachten
    1. Wir schlagen auf: GL 239 Zu Bethlehem geboren
      Es lohnt sich, bei diesem Lied einen Augenblick zu verweilen. Ein Bekannter sagte mir:
      „Das Lied kann ich nicht singen, das ist mir zu sentimental. Was soll dieses alberne Eja,eja???“
      Nun ist Kitschverdacht nicht das Problem eines Kommunionkindes. Es wird aber vielleicht auch ohne Hilfe erkennen, dass es sich hier um ein Wiegenlied von großer Zartheit handelt. (A 1) Und der Dichter, Friedrich von Spee (1591 – 1635), war alles andere als sentimental. Selten hat ein Mensch in der Kirchengeschichte solchen Mut bewiesen wie er. Die Biographie dieses mutigen (Einzel-)Kämpfers gegen den Hexenwahn ist erschütternd. Er meldete sich schließlich freiwillig für die Pflege der Pestkranken in Trier, infizierte sich und starb im Alter von nur 44 Jahren. Dieses Weihnachtslied ist geeignet, die Aussage von Kapitel 10 zu vertiefen. Dort wurde als wichtigster Grund für das Singen im Gottesdienst das „Lob Gottes“ genannt. In diesem Lied nun bedient sich Friedrich von Spee der Sprache der Liebe, und die Liebe hatten wir als Ursprung des Singens überhaupt erkannt.
      Deutung des Textes
        1. Sprache der Liebe: Das wird deutlich, wenn wir eine Zeitreise in das Jahr derGeburt Jesu machen und mit den Weisen aus dem Morgenland an die Krippe des Jesuskindes treten.
          In der zweiten Strophe wird unser Geschenk genannt. Worin besteht es?
        2. Der Dichter stellt sich das Jesuskind in einer Wiege vor, die runde Kufen hat. Was tut die Mutter Jesu wohl bei den Worten „Eja, eja“?
        3. Die dritte Strophe nennt den Grund, warum wir dem Kind in der Krippe dieses Lied singen. Aus diesem Grund sollten wir alle Lieder im Gottesdienst singen. welcher Grund ist es?
    2. Wir erklären, dass die liturgische Farbe der Weihnachtszeit weiß ist.  Hier wird also keine Farbe eingetragen. Das gilt für alle Herrenfeste, also die Feste, die sich unmittelbar auf Jesus Christus beziehen: Weihnachten, Ostern, Christi Himmelfahrt, Verklärung des Herrn, denn weiß ist die Farbe des Lichtes, des himmlischen Lichtglanzes des Sohnes Gottes. (A 2)
    3. Die Weihnachtszeit endet am 6. Januar mit dem Fest Erscheinung des Herrn. Nun beginnen die Sonntage im Jahreskreis.
      Bis zum Beginn der Fastenzeit werden nun alle Tage grün gefärbt.
      Zur Symbolik der Farbe:
      „Die grüne Farbe beruhigt und drückt Hoffnung aus... vgl. die grünen Kittel der Ärzte und Schwestern im Operationssaal....“ (Q 1 S. 122). Das bedeutet im liturgischen Kontext: Das gesamte Kirchenjahr ist von der Hoffnung auf die Auferstehung geprägt.
  3.  Fastenzeit
    1. Wir schlagen auf: GL 289 O Haupt voll Blut und Wunden
      Eine klassische Einspielung des Bach-Satzes ohne störende Bilder findet man auf YouTube
      Bei dem Text dieses Liedes handelt es sich um eine Übersetzung des altehrwürdigenHymnus Salve Caput Cruentatum aus dem 13. Jahrhundert. Sie stammt von dem evangelischen Kirchenlieddichter Paul Gerhardt. Hans Leo Haßler hat die Melodie komponiert in Anlehnung an ein Liebeslied seiner Zeit (Mein G´müt ist mir verwirret). Vom Liebeslied zum Passionslied – zur Entstehungszeit bestand zwischen der  religiösen und der säkularen Welt  noch nicht eine so große Kluft wie heute.
    2. Die Fastenzeit ist die Zeit der Buße und Vorbereitung auf das Osterfest. Zeit der Buße – welche Farbe müssen wir wohl eintragen?  (violett)
  4.  Osterzeit
    1. Wir schlagen auf: GL 318 Christ ist erstanden
      Dieses Osterlied „ist der vermutlich älteste liturgische Gesang in deutscher Sprache...und wurde um 1100 als deutschsprachige Antwort nach der Kreuzerhebung von der Gemeinde gesungen.... Martin Luther nimmt es in neuer Fassung in das Wittenberger Gesangbuch von 1529 auf und schreibt über das Lied: `Alle Lieder singt man sich mit der Zeit müde, aber das „Christ ist erstanden“ muss man alle Jahre wieder singen.´“ (Q 3)
    2. Farbe: weiß
  5. Christi Himmelfahrt
    1. Wir schlagen auf: GL 339 Ihr Christen, hoch erfreuet euch
    2. Farbe: weiß
  6. Pfingsten
    1. Wir schlagen auf: GL 342 Komm Heilger Geist, der Leben schafft
      Es handelt sich um eine der zahlreichen Übersetzungen des Pfingsthymnus, der aus dem 9. Jahrhundert stammt und der Überlieferung nach auf Rhabanus Maurus zurückgeht. Die Choralmelodie ist um 1000 entstanden.
    2. Farbe: rot
    3. Hier können wir fragen: Wofür steht die Farbe rot?
      • Rot ist die Farbe des Blutes, als liturgische Farbe ist sie deshalb dem Karfreitag und den Märtyrerfesten zugeordnet, denn „Märtyrer“ vom griechischen „martys“ bedeutet „Blutzeuge für Christus“.
      • Rot ist aber auch die Farbe der Liebe. Deshalb ist sie die Farbe des Heiligen Geistes.
  7. Nun beginnen wieder die Sonntage im Jahreskreis, so dass bis zum Ende des Kirchenjahres die Farbe grün dominiert.
    Aber Achtung: Bevor sie eingetragen wird, werden zuerst die Tage der Märtyrerfeste mit Rot gefärbt und können dann mit Fußnoten am unteren Rand bezeichnet werden.
      • Johannes der Täufer
        • Gedenktag (Geburtsfest): 24. Juni
        • Enthauptung: 29. August
        Dass Johannes dem Täufer auch ein Geburtsfest gewidmet ist, ist eine Besonderheit; normalerweise wird nur der Todestag der Heiligen gefeiert.
        Warum der Todestag? Er ist der Tag der Geburt für die Ewige Seligkeit.
        Das Geburtsfest wird nur gefeiert
          • bei Jesus: Weihnachten
          • bei der Gottesmutter Maria: 8. September
          • und bei Johannes d.T. als dem Vorläufer Jesu
      • Weitere Märtyrerfeste (Auswahl):
        • Petrus und Paulus: Sie starben in der Neronischen Christenverfolgung. Ihr Fest ist am  29. Juni.
        • Stephanus: 26. Dezember
        • Fest der unschuldigen Kinder: 28. Dezember

Der Dreifaltigkeitssonntag und das Fronleichnamsfest bleiben weiß.

Nun werden alle übrigen Tage grün gefärbt.

 

Die beiden Teile des Gotteslobs

Unser Kind schlägt die Lieder zur Weihnachtszeit auf: Stammteil Nr. 236ff, und danach die Weihnachtslieder des Diözesanteils, deren Nummern hier nicht angegeben werden können, weil sie in den Diözesen variieren.

Besonders eindrucksvoll ist es, wenn ein und dasselbe Lied sowohl im Stammteil als auch im Diözesanteil vertreten ist. (In der Diözese Aachen ist das z.B. Nr. 159 und 752.)

Damit stellt sich die Frage, warum die Weihnachtslieder an zwei verschiedenen Stellen „verstreut“ sind.

Jetzt können wir erklären, dass es im Gotteslob  zwei Durchgänge durch das Kirchenjahr gibt:

  • Die Lieder des Stammteils werden überall gesungen, wo Deutsch gesprochen wird: in Deutschland, Österreich, in Norditalien (Südtirol) und Belgien (Eupen-Malmédy)
  • die Lieder des zweiten Teils nur im jeweiligen Bistum.

 

Wiederholung

  1.  Was bedeuten die Abkürzungen „ö“, „T“ und „M“? (ökumensich, Text, Melodie)
  2. Welche Farbe haben die
    • Advents- und Fastenzeit? (violett)
    • die Herrenfeste? (weiß)
    • das Pfingstfest? (rot)
    • Warum rot? (Farbe der Liebe und deswegen des hl. Geistes)
    • die Märtyrerfeste? (rot)
    • Warum rot? (Farbe des Blutes: Blutzeuge)
    • die Sonntage im Jahreskreis? (grün)
    • Was bedeutet grün? Hoffnung auf Auferstehung)

 

Anregungen

  1. Der Gebetsschatz des „Gotteslob“ wird meistens kaum beachtet, dabei enthält er sehrschöne Gebete, z.B. die Morgen-, Tisch- und Abendgebete Nr. 11 bis 14,  87 und 88.
    Eine willkommene Abwechslung beim Morgen- und Abendgebet kann das Singen oder Sprechen des Textes geeigneter Lieder sein. Leider sind einige der Morgenlieder  ab Nr. 81 und der Abendlieder ab Nr. 89 wenig bekannt, aber man  kann dort durchaus auch bekannte Lieder finden. Für das Abendgebet eignen sich insbesondere die Strophen 2 bis 6 des Liedes 90: „Nimm gnädig, guter Herr und Gott, uns diese Nacht in deine Hut...“
  2. In Moresnet-Chapelle, 20 km von  Aachen entfernt, auf belgischem Gebiet, gibt es einen eindrucksvollen Kreuzweg, der eine eigene Fahrt lohnt. Er ist eingebettet in einen Park und führt in gewundenen Wegen unmerklich aufwärts. Der eindrucksvolle Höhepunkt ist das gewaltige Kreuz Jesu und der Schächer auf dem Golgotha-Hügel.
    An den Stationen kann man mit verteilten Rollen den Kreuzweg GL 683 beten und zwischen den Stationen die angegebenen Lieder (im alten GL gibt es ein spezielles Kreuzweg-Lied: GL 185) singen oder beten.
    Informationen über Moresnet-Chapelle.

 

Anmerkungen

 (A 1) Der Liederforscher Heribert Limberg bestreitet, dass es sich um ein Wiegenlied handelt.
(Q 4) Er leitet die Worte „Eja, eja“ vom griechischen εια ab und deutet sie als Freudenruf. Diese Deutung erscheint mir etwas gekünstelt, denn εια bedeutet wörtlich „heda! frisch! wohlan!“, was nicht zu der Innigkeit des Liedes passt.

(A 2) Symbolik: Weiß ist eigentlich keine Farbe, sondern die Bündelung aller Spektralfarben zum reinen Licht.

 

Quellen

 (Q 1) Michael Kunzler I, S. 122

(Q 2) ebd. S. 123

(Q 3) Wikipedia

(Q 4) kirchensite.de